Ausprobiert: Nikon Z 70–200 mm 1:2,8 VR S (2024)

Handling

Zunächst geht es, wie meist beim Kennenlernen, um Äußerlichkeiten. Die S-Linie von Nikon ist in praktisch allen Bereichen kompromisslos auf höchste Qualität ausgerichtet. Das sieht man dem Z-Tele an. Die Verarbeitung ist makellos, alles wirkt sehr hochwertig.

Sicher eines der Highlights der S-Line-Objektive von Nikon: das kleine OLED-Display. Es informiert wahlweise über die eingestellte Fokusdistanz, Blende oder Brennweite.

Das kleine Display an der Oberseite zeigt, kontraststark und schick in Weiß, je nach Einstellung Fokusdistanz, Blende oder Brennweite. Drei Tasten zwischen Fokus- und Zoomring aktivieren den Autofokus, eine vierte lässt sich frei belegen (Fn), obendrauf gibt es noch eine zweite Fn-Taste auf Höhe des Displays. Weitere Tasten ermöglichen, wie gewohnt, den Wechsel zwischen automatischem und manuellem Fokusmodus oder begrenzen den Fokusbereich.

Interessant: Eine Taste zum Deaktivieren des Bildstabilisators fehlt. Der optische Stabi läuft beim Z 70-200mm also immer mit.

Mit Stativadapterring kommt das Z 70-200mm auf stattliche 1.440 Gramm Gewicht. Ziemlich genau so viel wie das F-Pendant für meine D850. Fühlt sich ein derart schweres und 22 Zentimeter langes Objektiv an einer Z 5 gut ausbalanciert an? Teils, teils. Üblicherweise hält die linke Hand das Objektiv weit vorne am Zoomring. So weit, so unproblematisch. Allerdings hat Nikon neben den wunderbar weich laufenden Fokus- und Zoomringen noch einen dritten Ring am hinteren Ende verbaut, der sich frei belegen lässt, beispielsweise zum geräusch- und ruckfreien Ändern der Blende oder der ISO-Einstellung. Hält man das Objektiv so weit hinten, wirkt das ganze System sehr kopflastig.

Der Kontrollring sitzt praktisch direkt am Objektivanschluss und lässt sich daher bei Freihandaufnahmen nicht gut bedienen. (Foto: Nikon)

Dieser dritte Ring ist wohl vor allem für Filmer gedacht, damit diese während der Aufnahme Blende oder ISO-Wert anpassen können, ohne zu verwackeln oder Geräusche zu erzeugen. Und gefilmt wird üblicherweise ja vom Stativ aus.

Unterm Strich gibt es also in Sachen Handling nichts zu meckern, ganz im Gegenteil. Das Display, die Tasten, der dritte Ring, die Verarbeitung… wohin man schaut: Nikon hat hier wirklich ein großartiges Objektiv aufgesetzt! Das 70-200mm ED VR II an meiner D850 wirkt im direkten Vergleich da wie aus einer anderen Zeit.

Autofokus

Zeit für einen Praxistest. Kann das Z-Tele hier halten, was der erste Technik-Check verspricht? Das ideale Testmotiv ist schnell gefunden: Möwen am Starnberger See. Mitzieher, plötzliche Fokus-Wechsel beim Sprung zu einem anderen Vogel, ein treffsicherer Single-Fokus – hier wird das Stufenmotor-System des AF voll gefordert.

Möwe im Flug – kein Problem für den schnellen und leisen AF-Antrieb des Z 70.200mm.

Das Ergebnis: Die Trefferquote liegt ähnlich hoch wie bei der D850 – mit einer mir recht unbekannten Kamera mit On-Sensor-AF. Respekt! Ein Geschwindigkeitstest (nah fokussieren, fern fokussieren, nah fokussieren) zeigt zudem: Die Z-Optik stellt schneller scharf als mein altes ED VR – und dazu noch völlig geräuschlos. Auch an dieser Stelle hat Nikon an die filmenden Interessenten gedacht.

Ein weiteres Highlight für mich: Die geringe Naheinstellgrenze von nur einem Meter bei längster Brennweite und dem daraus resultierenden Abbildungsmaßstab von 1:5. Es macht unglaublichen Spaß, sich damit einfach ein paar Minuten in den heimischen Garten zu stellen und völlig mühelos fliegende Insekten abzulichten.

Dank der kurzen Nahdistanz von nur einem Meter kann das Z 70-200mm schon fast ein Makro-Objektiv ersetzen.

Dank der kurzen Nahdistanz von nur einem Meter kann das Z 70-200mm schon fast ein Makro-Objektiv ersetzen.

Bildqualität

Kommen wir zum Entscheidenden – die Bildqualität. Eindrucksvoll ist schon einmal die Schärfe, mit der das Z 70-200mm aufnimmt. Im Vergleich zu meiner D850 hat mir da mit deutlich geringer auflösenden Z 5 fast nichts gefehlt. Die Details im Vogelgefieder, die Feinheiten eines Blütenstempels – geradezu brillant! Aber auch im Unscharfen weis das Z 70-200mm zu gefallen – etwa bei Porträt-Fotos (von unserem Model Vanessa): Das Bokeh ist weich und rund, auch abgeblendet auf F4.

Das Z 70-200mm zeichnet ein sehr weiches Bokeh, ein reines Porträtobjektiv kann es in vielen Fällen ersetzen.

Nicht weniger beeindruckt hat mich, wie gut Nikon das Z 70-200mm auskorrigiert hat. Chromatische Aberrationen etwa: Farbsäume konnte ich nicht ausmachen, weder an den Bildrändern noch im Unscharfen. Ebenso mustergültig verhält sich das Z 70-200mm in Sachen Verzeichnung und Vignettierung.

Mein Fazit

Sicher, das Nikkor Z 70–200 mm 1:2,8 VR S ist kein billiges Zoom. Doch sollte meine geliebte Nikon D850 einmal gehen müssen und ich auf die spiegellose Z-Serie umsteigen, wird das Edel-Zoom sofort in meine Fototasche kommen. Denn die Abbildungsqualität, Autofokusleistung und das Äußere sind einfach zu gut, um sich lange über den Preis Gedanken zu machen. Da kann ich gerne über den schlecht platzierten Kontrollring hinwegsehen, den ich als Fotograf sowieso nicht so sehr brauche.

Alle Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet) © Sebastian Sonntag

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